Elektrodenset misst Bruxismus im Schlaf
Aktuelle Studie aus Finnland
(veröffentlicht in Ausgabe 3|2019)
Schlafbruxismus ist ein weit verbreitetes Phänomen – mit enormen gesundheitlichen Konsequenzen. Etwa acht bis 15 Prozent der Bevölkerung leiden unter dem nächtlichen Zähneknirschen und -pressen. Die Konsequenzen: Zahnabnutzung, Gesichts- und Kopfschmerzen.
Bislang beschränkt sich die Bruxismus-Behandlung vor allem auf diese Folgen. Ein Grund hierfür ist das noch immer mangelnde Verständnis von Schlafbruxismus – die zurzeit einzige verlässliche Methode, den Schweregrad von Schlafbruxismus festzustellen, ist die Schlaflaborpolysomnographie. Dieses Verfahren wird in einigen wenigen Schlaflaboren angeboten und ist sehr kostenintensiv. Auf dem Markt darüber hinaus befindliche Geräte, die auch in der Praxis Anwendung finden könnten, liefern bis heute kaum genaue und somit verlässlich verwertbare Ergebnisse.
Nun haben sich finnische Wissenschaftler der University of Eastern Finland sowie des Kuopio University Hospital in Finnland des Themas angenommen und ein Notfall-EEG-Elektrodenset entwickelt.
Den Wissenschaftlern um Doktorand Tomi Miettinen zufolge zeichne sich dieses durch seine schnelle und einfache Handhabung sowie eine hohe Signalqualität aus. Die diagnostische Genauigkeit des Elektrodensatzes sei vergleichbar mit der einer konventionellen Polysomnographie und anderen bioelektrischen Messungen, so dass das Elektrodenset zur Bestimmung der Schlafphasen in der Schlaflabor-Polysomnographie verwendet werden könne.
Dies sei aber nur eine Möglichkeit, das Elektrodenset einzusetzen: Es sei zuverlässig und einfach genug, um sogar von Patienten zuhause verwendet zu werden. In der Studie waren neun von zehn Aufnahmen zuhause von guter Qualität, lediglich eine von 101 Aufzeichnungen scheiterte aufgrund von Problemen mit dem Elektrodensatz. Für eine verlässliche Beurteilung empfehle sich, die Aufzeichnung über einen längeren Zeitraum durchzuführen, da aufgrund des „First-Night-Effekts“ in der ersten Nacht verzerrte Ergebnisse auftreten könnten.
„Das Elektrodenset eignet sich besonders gut, um die Schlaf-Bruxismus-Aktivität über mehrere Nächte hinweg zu beurteilen. Das Elektrodenset könnte Lösungen aufzeigen im Hinblick auf noch unklare Zusammenhänge zwischen der Aktivität des Schlafbruxismus und seinen mutmaßlichen Folgen sowie der langfristigen Wirksamkeit der Therapiemethoden. Das Elektrodenset hat das Potenzial, unser Verständnis von Schlafbruxismus zu verbessern, was möglicherweise zu effizienteren Methoden zur Behandlung von Schlafbruxismus führt“, so Tomi Miettinen, der das Projekt im Rahmen seiner Dissertation vorstellte.
Bildnachweis
Prostock-studio – adobe.stock.com