Konfektionierte Silikontrainingsgeräte – Teil 2

für eine kombiniert myofunktionell-kieferorthopädische Frühbehandlung

von Dr. Andrea Freudenberg, Daniel Fuchs, Dr. Sabine Rhein, Carolin Adam, Jamila Pumm

(veröffentlicht in Ausgabe 2/2020)

Konfektionierte Trainer aus Silikon unterstützen eine myofunktionell/kieferorthopädische Frühbehandlung v.a. im Milch- und Wechselgebiss.

Im ersten Teil dieser Artikelserie hatten wir die auf dem Markt befindlichen konfektionierten Trainer vorgestellt und einige Unterschiede zu klassischen FKO-Geräten aufgezeigt. In diesem zweiten Teil werden wir Anforderungskriterien für Trainer definieren und anhand dieser die einzelnen Trainer bewerten. Der dritte Teil bleibt der Anwendung einiger ausgesuchter Trainer innerhalb unseres Frühbehandlungskonzeptes mykie® vorbehalten.

In Abb. 1 und 2 sehen Sie zwei Patientenbeispiele, deren Behandlungsverlauf uns sehr beunruhigt hat und die u.a. Auslöser waren, sich näher mit dem Thema der konfektionierten Trainer zu befassen. In dem von uns entwickelten mykie®-Konzept erreichen wir eine sehr hohe Patientencompliance, d.h. unsere Patienten tragen die Trainer sehr oft wie angeordnet und damit wirken sich auch die darin enthaltenen Informationen auf Zähne und Kiefer aus. Der Patient in Abb. 1, eine typische Kl II/2, entwickelte nach sechsmonatigem Tragen eines K1 von Myobrace (eine Stunde am Tag und jede Nacht) fast eine Neutralverzahnung. Sechs Monate später, es wurde weiter der K1 getragen, wurde daraus ein Kopfbiss, der sich trotz Protrusion der OK-Front durch einen BWS (Bent-wire-system) noch weiter verschlimmerte (Bild ganz rechts). Deutlich erkennt man auch die lückige Protrusion der UK-Front. Laut Herstellerangabe soll in dem K1 und allen anderen J-, K- und T-Geräten von Myobrace ein Overjet von 1,5 mm vorgegeben sein (einzige Ausnahme ist der T3 mit 0 mm OJ).

Abb. 2 zeigt einen weiteren Fall, der plötzlich während des Tragens eines K1 einen frontalen Kreuzbiss entwickelte. Der Patient war auch nur bis auf Kopfbiss nach retral rückführbar. Wie auf dem Foto ganz rechts sichtbar ist, konnten wir das Problem durch die Wahl eines anderen Trainers kombiniert mit einer Bioplate (spezielle Plattenapparatur für den Oberkiefer) lösen.
Trainer aus Silikon sind erst einmal nichts weiter als ein Ziel-Set-up, ein Positioner oder die letzte Schiene einer Invisalignbehandlung, d.h. ein idealer Zahnbogen für Ober- und Unterkiefer, die in einer bestimmten Kieferrelation zusammengesetzt sind. Durch elastische Materialien verschiedener Shore-Härten sollen die Zähne und Kiefer in dieses Ziel hineinentwickelt werden. Leider sind die Herstellerangaben, welche Informationen in den Trainern enthalten sind bzgl. Zielbiss und Ziel-Set-up (Schneidezahnstellung, Overjet, Overbite, Transversale OK und UK etc.) sehr dürftig.
Zusätzlich soll der Trainer myofunktionelle Fehlfunktionen beeinflussen bzw. bei der Automatisierung harmonischer Ruheweichteilbeziehungen helfen.1,2 Hierfür sind die Trainer unterschiedlich gestaltet (Zungenlasche, Zungenring oder lingual schiefe Ebene, unterschiedliche Formen von Labialschildern, Ansauglöcher etc.).

Material und Methode

Für die Bewertung haben wir zuallererst Anforderungskriterien erstellt, nach denen wir anschließend die Trainer und die aus ihnen hergestellten mittelwertig einartikulierten Gipsmodelle (Ziel-Set-up) ausgewertet haben.

Anforderungen an konfektionierte Trainingsgeräte

1. Allgemeine Kriterien

  • Komfortabel = weiches anschmiegsames Material – nur das Gerät, das getragen wird, wirkt!
  • Retentiv – sollte möglichst nachts nicht herausfallen
  • Neutraler bis guter Geschmack
  • Leicht zu modifizieren (gut beschneidbar oder beschleifbar)
  • Material nicht allergen, biokompatibel

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Bildnachweis

Alexandr Mitiuc – stock.adobe.com