Konfektionierte Silikontrainingsgeräte

für eine kombiniert myofunktionell-kieferorthopädische Frühbehandlung

Dr. Andrea Freudenberg, Daniel Fuchs, Dr. Sabine Rhein, Carolin Adam, Jamila Pumm

(veröffentlicht in Ausgabe 1/2020)

Konfektionierte Geräte unterstützen eine myofunktionell/kieferorthopädische Frühbehandlung im Milch- und Wechselgebiss. Im ersten Teil einer Artikelserie werden die unterschiedlichen kommerziell erhältlichen Trainer vorgestellt und einer ersten Wertung unterzogen.

Stichworte
Trainer, myofunktionelle Therapie, kieferorthopädische Frühbehandlung

Einleitung

Der Zusammenhang zwischen myofunktionellen Fehlfunktionen und Zahn- bzw. Kieferfehlstellungen ist seit vielen Jahren unbestritten. Exogene Einflüsse wie falsche Zungenruhelage, falsches Schluckmuster oder Einlagerung der Unterlippe können die Entwicklung des stomatognathen Systems erheblich beeinträchtigen. Das Ausmaß der Einwirkung variiert sehr stark, kann aber negativ auf die ganze Gesichtsbildung wirken, wie zum Beispiel der Begriff „adenoides Gesicht“ zeigt.

Aufgaben einer myofunktionellen Behandlung bestehen im Ausgleich von orofazialen Dysbalancen und der Behandlung von Dysfunktionen (Tab. 1). Unter dem Begriff orofaziale Dysbalancen werden vorwiegend aphysiologische Ruheweichteilbeziehungen zusammengefasst. Das muskuläre Gleichgewicht ist dabei gestört. Eine eingelagerte Unterlippe hat zum Beispiel einen stärken Einfluss auf die unteren Schneidezähne als der entgegen gerichtete Zungendruck. Als Folge werden die unteren Schneidezähne stetig retrudiert. Zu den Dysfunktionen zählen u.a. falsches Schluckmuster und ein Sigmatismus (Tab. 1). Der größte Unterschied zwischen Dysbalancen und Dysfunktionen liegt in der Zeitdauer des Einwirkens. Das Schlucken wird ca. 2.000 mal pro Tag durchgeführt, das entspricht max. einer Stunde pro Tag. Dysbalancen hingegen wirken mehrere Stunden am Tag und meist die ganze Nacht.

Das Hauptaugenmerk einer myofunktionellen Therapie sollte daher in einer Herstellung von physiologischen Ruheweichteilbeziehungen (Lippenschluss mit Nasenatmung, regelrechte Zungenruhelage) liegen*. Es geht also bei einer nachhaltigen kombiniert myofunktionellen und kieferorthopädischen Frühbehandlung aus unserer Sicht um folgende Ziele:

  1. Myofunktionelle Ziele: Herstellung einer physiologische Ruheweichteilbeziehung mit Lippenschluss, regelrechter Zungenruhelage am Gaumen und aufrechter Kopfhaltung.
  2. KFO-Ziel Kieferlage: Erreichen einer regelrechten Kieferlage von Ober- und Unterkiefer, Kontrolle des vertikalen Wachstums.
  3. KFO-Ziel Kieferbreite: Transversale Nachentwicklung der Zahnbögen (Platzgewinnung, Vermeidung der Extraktion bleibender Zähne), Ausformung der Zahnbögen.
  4. Präventives Eingreifen bei Fehlentwicklungen: Vermeidung einer zweiten späteren kieferorthopädische Behandlung (also auch eine Einphasen-Behandlung nur früher) oder deren deutliche Vereinfachung (später nur noch geringe Korrekturen, evtl. mit Schienen, möglichst ohne Multibracketapparatur).

Diese Zieldefinition haben wir bewusst vorwiegend unter medizinischen Aspekten gewählt, ohne die beschränkten Möglichkeiten eines öffentlich finanzierten Gesundheitssystems (GKV) zu berücksichtigen.

Um die Behandlungsziele 1 und 2 zu erreichen, entwickelten die Väter der Funktionskieferorthopädie und orofazialen Orthopädie, allen voran Balters und Fränkel, schon vor vielen Jahrzehnten

Sie möchten den kompletten Artikel lesen? Dann abonnieren Sie unser Magazin ORTHOorofacial im Jahresabonnement und lesen diesen Artikel online nach.


Bildnachweis

Alexandr Mitiuc – stock.adobe.com