Alternative CMD-Behandlung durch myofunktionelle Therapie

Ein Konzept und  zwei empirische Falldarstellungen

Dipl. Heilpäd. Karla Passon, Köln

(veröffentlicht in Ausgabe 4 | 2020)

Schmerzhafte Prozesse im craniomandibulären Bereich (sCMD) durch rein funktionelle Therapie beherrschen lernen – ein interdisziplinärer Ansatz.
Kaum einem Patienten möchte man zumuten, sich mit wiederkehrenden einschießenden, spannungsreichen Kopfschmerzen, Gesichtsmuskelschmerzen, Hals- und Nackenschmerzen abzufinden. Diese Schmerzen gehen oft mit erheblichen Einschränkungen der Lebensqualität und einem eingeschränkten Leistungsvermögen einher. Aber dafür gibt es einen sehr wirkungsvollen therapeutischen Ansatz – die integrierte Myofunktionelle Therapie (IMT) n. Passon bei sCMD.

So finden immer öfter Patienten den Weg in die Praxis der niedergelassenen Dipl. Sprachheilpädagogin und CMD-Therapeutin.

Konzept der IMT n. Passon bei CMD (Passon 2018)

Der rein funktionelle Behandlungsansatz zeigt einen neuen Weg im Umgang mit dem CMD-Symptomen-Komplex und hilft betroffenen Patienten bei durchschnittlich 15 – 20 therapeutischen Behandlungseinheiten.

Seit 25 Jahren befasst sich die Autorin mit myofunktionellen Störungen und behandelt Kleinkinder, Kinder, Jugendliche und in den letzten Jahren zunehmend Erwachsene.

Interdisziplinäre Behandlung durch Therapeutin und verschiedene andere medizinischen Professionen

Die Patienten haben oft über mehrere Jahre hinweg symptomorientierte Behandlungen bei Physiotherapeuten, Zahnärzten, Osteopathen, Kieferorthopäden oder anderen Medizinern ausprobiert, wenn sie bei Karla Passon in der Praxis erscheinen und eigentlich alles therapeutisch und medizinisch ausgeschöpft scheint.

Unter dem Ansatz der IMT n. Passon vereinen sich die Erarbeitung von physiologischen Bewegungsmustern, der Abbau von habituellen und damit schädlichen Gewohnheiten, der Aufbau ganzkörperlicher Wahrnehmung und Achtsamkeit, die prozessorientierte therapeutische Unterstützung sowie das Erlernen von Entspannungs- und Atemtechnik. Die meisten ihrer Patienten bekommt Passon inzwischen von Zahnärzten und Kieferorthopäden überwiesen, sodass die interdisziplinäre Herangehensweise an diesen schwierigen Symptomen-Komplex von CMD-Therapeuten und der Zahnmedizinerschaft mehr an Bedeutung gewinnt und vom Patienten sehr geschätzt wird.

Das von Passon entwickelte Konzept ist ein individuel­les Behandlungskonzept auf neurophysiologischer Basis, nach dem auch die Mitarbeiterinnen in ihren Praxen arbeiten.
Das setzt voraus, dass der Patient täglich bereit ist, einem 10- bis 15-minütigen myofunktionellen Training im häuslichen Bereich nachzugehen, mit dem Ziel der Beschwerdefreiheit oder dem der maximalen Schmerzreduktion.

Konzept der grundlegenden Veränderungen der Zungenruhelage und der Mundhaltung

Das Konzept sieht vor, dass die Zungenruhelage des Patienten im oberen höchsten Gaumengewölbe angebahnt wird. Die Mandibula wird entlastet.

Parallel wird ein physiologisches Schluckbewegungsmuster erarbeitet. Dabei setzt die Zunge am gewölbeartigen Gaumenbogen an, saugt sich komplett an den gesamten Gaumen an und schluckt nach dorsal ab.

Beide Veränderungen führen zu einer minimalen Traktierung des Kiefergelenkes. Bei allen Patienten mit CMD-Symptomen führt die dauerhafte Verlagerung der Zunge zu physiologischen Bewegungsmustern und damit zu einer erheblichen Verbesserung der Symptomatik.

Die Muskeln werden angeleitet, gemäß ihrer eigentlichen Funktionsaufgabe, spannungsfrei zu arbeiten und nicht kompensatorisch im Spannungsfeld zu agieren.
Im Rückschluss ist zu vermuten, dass sich ein primär im Kindesalter etabliertes und unkorrigiert gebliebenes viszerales Schluckbewegungsmuster im Erwachsenenalter zum Erscheinungsbild einer CMD ausbilden kann.

Wenn man weiß, dass in 24 Stunden ein bis zu 3000faches unphysiologisches Schlucken ausgelöst wird und damit eine massive Fehlbelastung auf den Muskeln und den damit in Verbindung zu bringenden Gelenken liegt (in diesem Fall die Kiefergelenke), so ist naheliegend, dass eine Therapie, die eine solche Fehlbelastung aufhebt, zielführend ist.
Die Patienten berichten nach 12 bis 15 Sitzungen über signifikante Veränderungen im Bereich …

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