Align DACH Summit 2025 in München – Wo Kunst, Kieferorthopädie und KI sich begegnen

Wenn Kunst auf Kieferorthopädie trifft, verschmelzen zwei Welten, die schon von vornherein zusammengehören. Das war jedenfalls der erste Eindruck beim Betreten des neu restaurierten Bergson Kunstkraftwerks, in dem Align Technology sein diesjähriges DACH Summit veranstaltete: Im alten Heizkraftwerk, das im Jahr 1980 stillgelegt und im Oktober 2024 als kultureller Hotspot wiedereröffnet wurde – die ideale Location für das Summit. Seinen industriellen Charme hat es bis heute erhalten, nicht zuletzt auch deshalb, weil im Keller des imposanten Gebäudes ein Schutzbereich für die heimische Mopsfledermaus eingerichtet wurde.
 

Die Kunst und Kraft des Lächelns

Unter dem Fokusthema “Die Kunst und Kraft des Lächelns – KI trifft Kieferorthopädie” führten die Moderatoren Kristina Sterz und Prof. Dr. Anton Demling (Uelzen) durch das vielfältige und hochkarätige Vortragsprogramm, dem über 200 Kieferorthopädinnen und Kieferorthopäden im Auditorium folgten. Im Zentrum stand die Verwendung von Künstlicher Intelligenz als Werkzeug, um den klinischen Alltag der Behandlerinnen und Behandler effizienter und zeitsparender zu gestalten. Align Technology entwickelt, produziert und vertreibt das Invisalign® System, eines der weltweit fortschrittlichsten transparenten Aligner-Systeme, die iTero™ Intraoralscanner und Dienstleistungen sowie die exocad™ CAD/CAM-Software. Diese technischen Mittel verbessern digitale kieferorthopädische und restaurative Arbeitsabläufe und tragen damit zur Verbesserung der Behandlungsergebnisse und Effizienz im täglichen Praxisgeschehen bei mehr als 281.400 Behandlerinnen und Behandlern bei. Mit dem steigenden Einsatz von Künstlicher Intelligenz in immer mehr Gebieten der Kieferorthopädie macht Align dieses wichtige und derzeit so zentral diskutierte Thema zum Mittelpunkt des Summits.

Das Invisalign® System ist eine bewährte Technologie, mit dem Kieferorthopäden weltweit mittlerweile über 20 Mio. Fälle behandelt haben. „Wir sehen uns selbst als ‚enabler‘, der Kieferorthopädinnen und Kieferorthopäden dabei unterstützt, ihre Wunder zu vollbringen. Unser Ziel ist es, engagierten Menschen zu helfen und deren Behandlungsoptionen zu verbessern und dabei gleichzeitig die Kontrolle des kompletten Prozesses in deren Hände zu legen,“ so Simon Beard, EVP & MD EMEA bei Align. Der zugrundeliegende Gedanke sei stets, den Service für Patientinnen und Patienten schneller und besser zu machen, dabei Spannungsmomente zu reduzieren und den Prozess gleichzeitig zu vereinfachen.

 

Neues System zur Behandlung mandibulärer Protrusionen

Die Keynote hielt Dr. Sandra Tai, Fachärztin für Kieferorthopädie aus Vancouver und Mitglied des American Board of Orthodontics. Dr. Tai verfügt über mehr als 25 Jahre Erfahrung und hat bereits über 4.000 Invisalign® Fälle behandelt. Ein Schwerpunkt ihres Vortrags war die Vorstellung des neuen Invisalign Systems zur mandibulären Protrusion mit okklusalen Blöcken für die skelettale und dentale Korrektur. Diese Ergänzung stellt eine innovative neue Option zur Behandlung von Klasse-II-Malokklusionen dar und bietet gleichzeitig die Möglichkeit zur Korrektur von Zahnfehlstellungen bei Kindern und Jugendlichen. Dabei wird der Unterkiefer in einer vorverlagerten Position gehalten, während die Zähne bewegt werden. Gemäß den Angaben von Align handelt es sich dabei um das erste transparente Produkt mit integrierten soliden okklusalen Blöcken, welches eine vorhersagbare Vorverlagerung des Unterkiefers möglich macht. Zentral ist die vertikale Sperrung, die die Behandlungseffizienz und die Verbesserung der Kieferrelation und Okklusion ermöglicht und zur Verbesserung der Gesichtsästhetik und zu langfristig funktionellen Vorteilen beiträgt.

 

KI in der Kieferorthopädischen Praxis – Ein Erfolgskonzept?

Einen sehr spannenden Beitrag lieferte auch Dr. Woo-Ttum Bittner (Berlin), international gefragter Speaker und Invisalign® Anwender der ersten Stunde, der bereits ein sehr breitgefächertes Repertoire an KI-Anwendungen in seinen Praxisalltag implementiert hat. Dr. Bittner sieht die großen Herausforderungen seines kieferorthopädischen Arbeitsalltags vor allem im Fachkräftemangel und der Antwort auf die Frage, wie eine Praxis trotz knapper Ressourcen effizient arbeiten kann. Sein Lösungsansatz: Weiterbildung des Praxisteams in der Anwendung digitaler Tools und Investment in deren technologisches Know-how. Nur ein Praxisteam, das die neuen Technologien selbstständig und sicher anwenden kann, schafft das enorme Arbeitspensum und kann auf einem sich rasant entwickelnden KI-Markt Schritt halten. In der klassischen Ausbildung zur kieferorthopädischen/zahnmedizinischen Fachangestellten werde zum Teil noch der technische Stand aus dem Jahr 1988 vermittelt, digitale Anwendungen hätten wenig Raum, so Dr. Bittner. Gerade deswegen sei ein Investment in die Weiterbildung des Personals umso wichtiger – die Mitarbeiterinnen von Dr. Bittner erledigen auf diese Weise mittlerweile sogar einzelne Tätigkeiten im Homeoffice. Bis vor wenigen Jahren ein undenkbares Szenario.

Dr. Bittner ist die Implementierung von Künstlicher Intelligenz in seinen Praxisalltag gelungen, doch es gibt – vor allem unter den bereits langjährig praktizierenden Kolleginnen und Kollegen – viele, denen das Tempo des technologischen Fortschritts existenzielle Ängste verursacht. Wird der Beruf des Kieferorthopäden durch die KI bald vollständig industrialisiert? Nein, sagt Prof. Dr. Anton Demling, Co-Moderator und Kieferorthopäde aus Uelzen: „KI macht uns an vielen Stellen besser, aber sie ersetzt uns nicht“, denn für die ganzheitliche Bewertung der klinischen Situation ist das Wissen und die Bewertung durch Medizinerinnen und Mediziner immer noch obligatorisch. Und auch, wenn es um den persönlichen Kontakt zwischen Team, Patientinnen und Patienten und der Atmosphäre in der Praxis geht, wird der Kieferorthopäde auch in Zukunft eine nicht wegdenkbare Rolle spielen.

 

Einschätzung von Dr. Thomas Drechsler, DGAO

Diese Sichtweise unterstreicht auch Dr. Thomas Drechsler, Kieferorthopäde aus Wiesbaden und Vorstandmitglied der DGAO (Deutsche Gesellschaft für Aligner Orthodontie): „Wir sehen aktuell, dass die Behandlungsqualität durch Künstliche Intelligenz besser wird, dass der Patientenkomfort durch Künstliche Intelligenz höher wird, dass wir effektiver arbeiten. Entscheidend ist aber: Wir arbeiten mit Menschen zusammen. Es wird noch sehr lange brauchen, bzw. gar nicht möglich sein, menschliche Gefühle, echte Gefühle auf eine KI zu übertragen. Sowohl im Umgang mit unseren Patienten als auch mit unseren Mitarbeitern. Darüber hinaus muss bei einer kieferorthopädischen Behandlung immer ein Mensch die Verantwortung tragen. Deswegen kann ich ganz klar sagen: Nein, der Kieferorthopäde wird in absehbarer Zeit nicht ersetzt werden. Das ist genauso als würden Sie in ein Flugzeug steigen – vieles läuft bei Start und Landung per Autopilot. Am Ende des Tages sind Sie aber heilfroh, dass da zwei Menschen vorne sitzen, die eingreifen können. So verstehe ich die Rolle des Kieferorthopäden zurzeit – und so wird sie auch in Zukunft sein.“

Die Aufgabe für praktizierende Kieferorthopäden wird jetzt erst einmal sein, die KI sinnvoll in ihre Praxen zu implementieren und ihre Teams auf die neuen Arbeitsabläufe und Tools zu schulen. Philipp Eichler, Country Manager Germany bei Align Technology, verwies an dieser Stelle auf das Peer to Peer Mentoring Programm für Kieferorthopäden, bei dem Ärzte von erfahrenen Invisalign Anwendern gecoacht werden, die ihr Fachwissen teilen und individuelle Unterstützung anbieten.

„Die Anwendung von KI bewegt uns alle und wir sehen rasenden Fortschritt in allen Bereichen,“ fasst Dr. Drechsler zusammen. „Es gibt so viele Fragen, Darstellungen und Perspektiven wie sich die KI in der Kieferorthopädie zum Nutzen der Patienten und eben auch zur Effizienzsteigerung der kieferorthopädischen Kollegen nutzen lässt und das ist ein unfassbar spannendes Thema und da stehen wir gerade am Anfang.“

Das Summit war sowohl für den Veranstalter Align Technology als auch für die Gäste ein voller Erfolg. Die Themenauswahl setzte fachliche Akzente innerhalb der sich ständig weiterentwickelnden technologischen Möglichkeiten in der Kieferorthopädie. Man darf gespannt sein, was die Zukunft und Invisalign für Behandlerinnen und Behandler noch alles bereithalten und wohin die Reise gehen wird.