Aligner Orthodontie – Schon heute mit der Technik der Zukunft behandeln

Vom 14. bis 18. März ist es wieder soweit und auf der 40. Internationale Dentalschau in Köln präsentiert die Branche die neusten Trends, Innovationen und Entwicklungen In der Forschung. Neben der Digitalisierung setzten die Verantwortlichen der IDS im Voraus der Messe bereits ein zweites Trendthema: Die Zukunft der Zusammenarbeit zwischen Medizin und Zahnmedizin. Ein Feld, das sich auch die Deutsche Gesellschaft für Aligner Orthodontie (DGAO) auf die Fahnen geschrieben hat. Als vor mehr als zwei Jahrzehnten die ersten Praxen auch in Europa begannen, ihre Patientinnen und Patienten mit transparenten Schienen zu behandeln, legte dies nicht nur den Grundstein zur digitalen Kieferorthopädie „für alle“, sondern setzte in vergangenen Jahren Maßstäbe in der individuellen und interdisziplinären Behandlung. Und laut DGAO ist das volle Potenzial längst nicht ausgeschöpft.

Da eine Standortbestimmung stets wichtiger Ausgangspunkt für visionäre Ziele ist, lohnt an dieser Stelle ein Blick zurück. Zu Beginn schienen die Möglichkeiten der Aligner-Therapie reizvoll, aber limitiert. Klare Protokolle beschrieben die Behandlungsoptionen wie beispielsweise die Korrektur „einfacher“ Fehlstellungen. Doch schon zu diesem Zeitpunkt war das enorme Potenzial dieser neuen Behandlungstechnik unübersehbar, die Weiterentwicklung der Protokolle auf wissenschaftlicher Basis nur eine Frage von Zeit und Engagement visionärer Kolleginnen und Kollegen – in diesen Zeitraum fällt auch die nur konsequente Gründung der wissenschaftlichen Gesellschaft für Aligner Orthodontie DGAO e.V. Die Digitalisierung der Kieferorthopädie begann, die digitale Diagnostik lieferte Daten, auf deren Grundlage Behandlungen berechnet, Ergebnisse prognostiziert und für den Patienten sichtbar gemacht werden konnten. So veränderte sich nicht nur die Behandlung als solche, sondern auch die Kommunikation mit dem Patienten. Ein Change-Prozess dessen permanente Entwicklung bis heute moderne Kieferorthopädie ausmacht.

Know-How vs. KI

Längst ist die Aligner Orthodontie dem „Social- Six-Treatment“ entwachsen, komplexe Fehlstellungen können – ob singulär mit Alignern oder in Kombination mit weiteren Techniken – erfolgreich behandelt werden, Ergebnisse mit Hilfe (lebenslanger!) Retention erhalten bleiben. Der Schlüssel zum Behandlungserfolg war, ist und bleibt dabei das umfassende Wissen um Form und Funktion, um biologische Gegebenheiten und physische Zusammenhänge. Keine noch so intelligente KI kann kieferorthopädisches Know-How ersetzen. Deshalb ist die Aligner Orthodontie als fester Bestandteil in der Ausbildung unserer Weiterbildungsassistenten essenziell, die permanente Fortbildung und der internationale Austausch auf höchstem Niveau unumgänglich. Die DGAO fordert und fördert diesen Austausch. Wissenschaftliche Trends, technische Innovationen und deren Implementierung in die Praxis zeigen, dass die Möglichkeiten der Aligner Orthodontie längst nicht ausgeschöpft, deren Progression auch in Zukunft das Fach enorm bereichern wird.

Interdisziplinär und individuell

Aktuell beobachten wir vor allem zwei Trends: Die Aligner Orthodontie im interdisziplinären Kontext und die Entwicklung hin zur individualisierten Behandlung. Beides Themen, die mehr und mehr die gesamte (Zahn-)Medizin betreffen – und Themen, bei denen die digitale Kieferorthopädie eine Vorreiterrolle einnehmen kann.

Wenn wir von Interdisziplinarität in der Aligner Orthodontie sprechen, meint dies im ersten Schritt die Zusammenarbeit zahnmedizinischer Disziplinen, beispielsweise mit der Oral-/MKGChirurgie. Komplexe Fälle kombiniert kieferorthopädisch- chirurgisch zu lösen, ist längst gängige Praxis. Vor allem die Weiterentwicklung der digitalen Diagnostik bietet jedoch immer mehr Möglichkeiten, die Gesamtgesundheit des Patienten in die Behandlungsplanung einzubeziehen. Als Beispiel sei hier das DVT genannt, das künftig mit geringerer Strahlenbelastung noch bessere Bildqualität liefern wird und das bereits jetzt die Darstellung knöcherner Strukturen sowie des Kiefergelenks erlaubt. Wenn wir das KG in die Behandlungsplanung integrieren (vielleicht schon bald auch durch den Druck gelenkbezüglich okklusaler Reliefs?), erweitert sich – nicht nur buchstäblich – das Sichtfeld der Behandler. Erste Softwareversionen erlauben das „missing link“, den virtuellen Artikulator, die Verbindung der Kiefergelenkposition, in die virtual treatment simulation (VTS) zu integrieren – ein weiterer Schritt, die Bedeutung der Kieferorthopädie für die ZahnMedizin zu unterstreichen. Kieferorthopädinnen und Kieferorthopäden werden – und müssen – noch mehr Medizin in der Zahnmedizin praktizieren.

In puncto Individualisierung ist dieser Schritt bereits getan: Der 3D-Druck erlaubt die In-Office- Produktion individuell gefertigter Apparaturen. Das ermöglicht einerseits, die gesamte Wertschöpfung in Praxis und KFO-Labor abzubilden, andererseits können nun auch feinste Anpassungen schnell und eben individuell auf den Patienten abgestimmt vorgenommen werden. Neue thermoelastische Materialien eine noch effizientere, schnellere Behandlung und eine verbesserte Kontrolle von Verankerung und aktiver Bewegungen. Kurz gesagt: An Alignern kommt in Zukunft keine Praxis mehr vorbei. Berechnungen zeigen, dass schon bald der weltweite Alignermarkt den der festsitzenden Apparaturen überholt haben wird.

Dafür gilt es, sich zu rüsten. Mit Know-How, beginnend bei einer qualifizierten Ausbildung des KFO-Nachwuchses in Aligner Orthodontie. Mit Fortbildung und Austausch auf höchstem wissenschaftlichen Niveau. Durch die Implementierung technischer Innovationen der Dental-Industrie. Und durch Kolleginnen und Kollegen, die mit Begeisterung dieses Fach vorantreiben, neue Materialien in die Behandlung einbringen, Protokolle verbessern und den medizinischen Anspruch der Kieferorthopädie damit eindrucksvoll unterstreichen.

dgao