Dentsply Sirona übernimmt Byte

 
Dentsply Sirona hat am 4. Januar die Übernahme von Byte bekannt gegeben – laut Nachrichtenagentur Reuters für 1,04 Milliarden USD. Byte, ein schnell wachsendes US-Unternehmen für Clear Aligner, hält eine führende Position auf dem Direct-to-Consumer-(DTC) Markt. Was be­deutet das für die Kieferorthopädie in Europa?

Durch die Transaktion verspricht sich Dentsply Sirona „Vorteile im wichtigen Markt für Clear Aligner und stärkt seine Bindung zu Zahnärzten und Kieferorthopäden“, so das Unternehmen in einer Presseerklärung. Die F&E-Kapazitäten und die Vertriebsexpertise von Dentsply Sirona böten „erhebliches Potenzial, um zukünftig das Wachstum der Byte Clear-Aligner-Lösungen weiter voranzutreiben.“

Das Byte-Geschäftsmodell baut auf eine Behandlung „unter zahnärztlicher Aufsicht für schnelle Ergebnisse und hervorragende Resultate für Patienten mit leichten bis mittelschweren kieferorthopädischen Bedürfnissen.“ Bislang ist Byte lediglich auf dem amerikanischen Markt vertreten. Doch wie sehen die Pläne des Unternehmens aus? Welche Auswirkungen hat die Übernahme durch den Weltkonzern auf den KFO-Markt in Europa? Wir haben nachgefragt und konnten mit Walter Petersohn sprechen, Chief Commercial Officer bei Dentsply Sirona.

ORTHOorofacial: Dentsply Sirona startete zu Jahresbeginn mit der Nachricht, der Konzern steige mit der Übernahme von „Byte“ nun ebenfalls in den Direct-to-Consumer-Markt ein. In der entsprechenden PM war zu lesen: „Aufgrund unterschiedlicher Zulassungs- und Registrierungszeiten sind nicht alle Technologien und Produkte in allen Ländern sofort verfügbar.“ Ab wann also ist mit Byte in Europa bzw. dem deutschsprachigen Markt zu rechnen?

Walter Petersohn: Derzeit ist Byte im US-Markt tätig, jedoch gibt es bereits Mitarbeiter in Austra­lien, Großbritannien und Costa Rica. Dentsply Sirona verfügt über große internationale Expertise und ist weltweit vertreten. Dabei sind wir unter den Dentalfirmen der Hersteller mit der größten globalen Präsenz. Diese Expertise wollen wir in den kommenden Jahren nutzen, um die Reichweite von Byte weiter auszubauen. Wir sind davon überzeugt, dass an dieser Stelle eine Menge Potenzial steckt. Die enge Zusammenarbeit mit unseren Kunden und die Bedürfnisse derer Patienten stehen dabei immer im Vordergrund. Zunächst konzentrieren wir uns jedoch auf das Wachstum von Byte in den USA. Wann eine Expansion außerhalb der USA geplant ist, lässt sich heute noch nicht beantworten.

Die Nachrichtenagentur Reuters nennt Zahlen für die Übernahme – über 1 Milliarde US-Doller soll der „Deal“ schwer sein, eine bemerkenswert große Investition – obgleich Dentsply Sirona mit „SureSmile“ ja bereits einen Clear Aligner im Portfolio hat. Inwieweit werden sich die Byte-Kunden von den SureSmile-Patienten unterscheiden?

Petersohn: Bei SureSmile und Byte handelt es sich um zwei verschiedene Kanäle, um die unterschiedlichen Kundenbedürfnisse und Präferenzen für den Kauf von Clear-Aligner-Systemen ansprechen zu können. Dies gibt uns die Möglichkeit, sowohl Zahnarztpraxen als auch Patienten direkt Clear-Aligner-Lösungen anzubieten.

SureSmile ist dabei die Praxislösung für Clear Aligner, die für den Patienten auch in komplizierten Situationen eine komplette Lösung bietet. Sure­Smile erlaubt Zahnärzten und Kieferorthopäden, mithilfe eines digitalen Behandlungsplans und umfassenden klinischen Schulungsplattformen ideale Ergebnisse für Patienten zu erzielen. Das Root-to-Crown-System ermöglicht es Behandlern, durch unsere fortschrittlichen, digital verknüpften Behandlungspläne hervorragende kieferorthopädische Lösungen in der Praxis anzubieten.

Byte hingegen setzt auf Clear Aligner, die schnelle und hervorragende Ergebnisse für Patienten mit leichten bis mittleren kieferorthopädischen Bedürfnissen bieten. Dabei basiert das Modell auch hier darauf, Clear Aligner unter zahnärztlicher Aufsicht anzuwenden. Wir gehen davon aus, dass diese Personen, sobald sie die Vorteile einer hochwertigen kieferorthopädischen Behandlung erkannt haben, die Ergebnisse schätzen und von da an regelmäßig einen Zahnarzt aufsuchen. Das gibt uns die Möglichkeit, diese neuen Patienten mit Zahnärzten in Kontakt zu bringen, die sich dann um deren Zahn- und Mundgesundheit kümmern.

Wie genau darf man sich ein Behandlungs­konzept „unter zahnärztlicher Aufsicht“ vorstellen? Wird es Byte-Stores geben, oder Partnerzahnärzte?

Petersohn: Das von Byte geschaffene System nutzt ein umfangreiches Netzwerk von lizenzierten Zahnärzten und Kieferorthopäden in den USA, die die Behandlungsplanung beaufsichtigen. Wie bereits erwähnt, gehen wir davon aus, dass sich Patienten, nachdem sie die kieferorthopädischen Produkte von Byte kennengelernt haben, dazu entschließen, sich an Zahnmediziner zu wenden, wenn es um ihre Mundgesundheit geht. Dies gibt uns die Gelegenheit, unser Netzwerk von Zahnärzten und Kieferorthopäden zu erweitern, welche die Behandlungsplanung für Kunden zu Hause unterstützen und überwachen können. Die Priorität ist dabei immer, erstklassige Ergebnisse für den Patienten zu erzielen. Wir glauben, dass dies das Interesse von Kunden wecken kann, die eine qualitativ hochwertige kieferorthopädische Versorgung wünschen, aber lieber einen Zahnarzt aufsuchen als ihre Behandlungen selbst zu Hause durchzuführen. Dentsply Sirona ist gut aufgestellt, um diesen Patienten Lösungen anzubieten und sie in unser starkes zahnmedizinisches Netzwerk einzubinden.

Und was konkret ist unter „schnellen Ergebnissen und hervorragenden Resultaten für Patienten mit leichten bis mittelschweren kieferorthopädischen Bedürfnissen“ zu verstehen?

Petersohn: Byte stellt eine durchschnittliche Behandlungszeit von drei bis vier Monaten in Aussicht, wenn der Clear Aligner den ganzen Tag über eingesetzt wird. Wird er nur nachts verwendet wird, geht Byte von fünf bis sechs Monaten aus.

Letzte Frage: Im Sommer gab Dentsply Sirona bekannt, sich aus der traditionellen Kieferorthopädie – also der Produktion von Brackets und Bändern – zurückzuziehen und auf die Digitalisierung zu setzen, hier mit dem Flaggschiff SureSmile. Nun kommt mit Byte ein Produkt, das sich wohl vorrangig an die Zahnärzteschaft wendet. Wie möchten Sie die Fachzahnärzte für Kieferorthopädie weiter für Dentsply Sirona begeistern?

Petersohn: Durch die Partnerschaft mit Byte haben wir die Möglichkeit, Patienten anzusprechen, die sich oftmals vorrangig aus ästhetischen Gesichtspunkten erstmalig mit einer solchen Behandlung beschäftigen. Dies bringt in vielen Fällen eine völlig neue Patientengruppe in die Praxen, erhöht somit die Berührungspunkte zwischen Patienten und Zahnärzten und eröffnet im nächsten Schritt die Chance, über weitergehende Therapieoptionen in der Kieferorthopädie zu sprechen. Hier verfügen wir mit SureSmile über das optimale Produkt auch für die kieferorthopädische Praxis, das mit seinen zahlreichen Therapieansätzen für viele Patienten einen geeigneten Ansatz bietet.

Als dentaler Lösungsanbieter mit Fokus auf die Digitalisierung verstehen wir uns aber natürlich auch in vielen weiteren Bereichen der Diagnostik als Partner von Kieferorthopäden. Mit unseren digitalen Röntgensystemen oder der digitalen Abformung mit Primescan sind wir seit vielen Jahren in kieferorthopädischen Praxen zuhause und unterstützen mit spezifischen Produkt­features die kieferorthopädische Diagnostik. Unser ge­rade eingeführtes 2D/3D-Hybrid-Röntgensystem Axeos beispielsweise ist dank seinem großen Aufnahmevolumen in 3D, seiner brillanten DCS-Bildqualität im 2D-Bereich und zahlreichen Möglichkeiten zur Dosisreduktion der optimale Partner für die Kieferorthopädie.

„Mit Lösungen wie Byte oder SureSmile bringen wir noch mehr Patienten in das Netzwerk unserer Dental Professionals und unterstützen auf der anderen Seite mit Diagnostik Systemen wie Axeos oder Primescan und CEREC den Praxisalltag.“

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Dentsply Sirona

Walter Petersohn,
Chief Commercial Officer
bei Dentsply Sirona

„Mit Lösungen wie Byte oder SureSmile bringen wir noch
mehr Patienten in das Netzwerk unserer Dental Professionals und unterstützen auf der anderen Seite mit Diagnostik Systemen wie Axeos oder Primescan und CEREC den Praxisalltag.“