Die Invisalign® Behandlung als Bestandteil inter­disziplinärer Therapie

(veröffentlicht in Ausgabe 3/2020)

Die Aligner Orthodontie bietet mit der Serie der klaren, herausnehmbaren Schienen dem Patienten einen hohen Tragekomfort kombiniert mit Ästhetik sowie optimaler Hygiene. Das umfangreiche Behandlungsspektrum hat sich in den letzten Jahren durch Erfahrung, Kombinationstechniken und wissenschaftliche Innovationen denen der festsitzenden Behandlungstechnik angeglichen. Die virtuelle Behandlungsplanung auf Grundlage der Virtual Treatment Software bietet Kieferorthopäden dabei die Möglichkeit, interdisziplinär im Team zusammen mit den behandelnden zahnärztlichen Fachdisziplinen sowie dem zahntechnischen Labor das kieferorthopädische Behandlungsergebnis als optimale Ausgangssituation für weitere zahnärztliche Maßnahmen zu erstellen. Der folgende Artikel zeigt ein interdisziplinäres Behandlungsbeispiel mit der Invisalign Technik.

Schon 1945 entwickelte der Kieferorthopäde Kesling ein Verfahren, Zahnfehlstellungen mit transparenten Kunststoffschienen zu korrigieren. Kesling basierte seinen Therapieansatz auf der Möglichkeit, das Behandlungsziel mit elastischen Geräten schrittweise zu erreichen. Im Laufe der letzten Jahrzehnte haben sich weltweit unterschiedliche Verfahren der Herstellung etabliert Kesling 1,2. Eines dieser Herstellungsverfahren wurde von der Firma Align Technology, Inc.  San José, USA) 1999 entwickelt und steht seit  nunmehr über zwanzig Jahren in der kieferortho­pädischen Therapie zur Verfügung. Seitdem haben sich viele Aligner Systeme auf dem Markt ange­sessen, und die Behandlungsmöglichkeiten haben sich aufgrund der dazugewonnenen Behand­lungs­erfahrungen, wissenschaftlichen Erkennt­nisse und Weiterentwicklungen der Software  und des Alignermaterials denen der Behandlungsmöglichkeiten mit festsitzenden Mulitbrackettechniken stark angeglichen 3-18.

Die Aligner Orthodontie offeriert Therapieoptionen, wie sie bei der festsitzenden Mechanik, der Multibracketapparatur, zur Verfügung stehen, ermöglicht jedoch durch das Herausnehmen der Schienen eine optimale Mundhygiene. Das Risiko von White-Spot-Läsionen, Entkalkungen, Karies, Schmelzabrasionen durch Bracketkontakt, parodontalen Läsionen oder Sprachbeeinträchtigung und Schleimhautirritationen sind in der Aligner Orthodontie dadurch auf ein Minimum reduziert bzw. nicht vorhanden. Die durchsichtigen Schienen (Aligner) bedecken komplett die Zähne, werden 22 Stunden am Tag getragen und nur für das Zähneputzen oder Essen und Trinken zucker- und säurehaltiger Flüssigkeiten herausgenommen. Bestandteil der Therapie sind Verankerungselemente auf den Zähnen, so genannte Attachments, die den Alignern Kraftansatz auf den Zähnen ermöglichen. Durch die Attachments können kontrollierte dreidimensionale Zahnbewegungen durchgeführt werden, wie sie bspw. zur In- und Extrusion oder zur Derotation runder Zähne wie Eckzähnen oder Prämolaren benötigt werden. Durch den Einsatz der Scantechnologie können des Weiteren unangenehme Zahnabdrücke vermieden werden und die geplanten Bewegungen direkt in die virtuelle Treatment Software übertragen werden.

Die Möglichkeit, die virtuelle Therapieplanung mit dem Patienten als auch mit dem zahnärztlichen Kollegen besprechen zu können, bringt einen enormen Vorteil bei der Planung von interdisziplinären Therapiekonzepten mit sich. Im Rahmen dieser interdisziplinären Therapieplanung ist es möglich, den Patienten nach kieferorthopädischer Vorbehandlung kieferchirurgisch, prothetisch oder implantologisch weiter zu versorgen 13, 19.

Patientenbeispiel

Durch die kieferorthopädische Vorbehandlung wird oftmals die Voraussetzung für eine optimale restaurativ-prothetische oder chirurgische Anschlussbehandlung 13, 14 überhaupt erst erfüllt. In enger interdisziplinärer Zusammenarbeit und Planung am virtuellen ClinCheck Modell können dabei von Beginn an optimale Voraussetzungen für eine erfolgreiche Versorgung geschaffen werden. Das folgende interdisziplinäre Patientenbeispiel soll dies genauer verdeutlichen.

Die 30-jährige Patientin stellte sich 2009 in unserer Praxis mit der Bitte um Beratung bezüglich der bestehenden Frontzahnlücken vor. Die intraorale Untersuchung zeigte eine beidseitige Klasse I Verzahnung mit Drehständen in beiden Kiefern sowie stark nach labial gekippten lückigen Frontzähnen. Zähne 11 und 21 wiesen starke gingivale Rezessionen auf (Abb. 1). Die Patientin wurde auf Anraten des behandelnden Zahnarztes für die anschließende restaurative Versorgung der Lücken im Oberkiefer überwiesen. Eine alleinige Versorgung der Lücken im Oberkieferfrontzahngebiet hätte jedoch zu unästhetischen und unnatürlich breiten Kronen geführt. Eine kieferorthopädische Vorbehandlung mit anschließender Restlückenversorgung durch den Zahnarzt schien deswegen das optimale Vorgehen.

Sie möchten den kompletten Artikel lesen? Dann abonnieren Sie unser Magazin ORTHOorofacial im Jahresabonnement und lesen diesen Artikel online nach.


Bildnachweis

©EvgeniyQW – stock.adobe.com