Hier spielt die Musik – Blasmusiker in der KFO-Praxis

Über Musikerzahnschienen, intraorale Scans zur Absicherung und andere Lösungen mit Weitblick

Dr. Aneta Pecanov-Schröder, Bonn & Kathrin Schuldt, Hamburg

Dem Kieferorthopäden Dr. Tobias Schütte aus Soest ist es gelungen, private und berufliche Interessen miteinander zu verknüpfen. Als passionierter Trompeter und Posaunist beschäftigte er sich bereits länger mit Zähnen, Kieferfehlstellungen und Blasmusik. Aber erst als eine junge Klarinettistin im Musikverein aufgrund ihrer Multiband-Therapie die Empfehlung ihres Kieferorthopäden erhielt, mit dem Klarinettespielen aufzuhören, suchte er verstärkt nach Lösungsansätzen. Letztlich entstand daraus ein neuer Leistungsbereich in der Praxis.

Diese Erfahrung war für den Kieferorthopäden und Musiker Dr. Tobias Schütte ein einschneidendes Erlebnis: „Ich fand es so bedauerlich, dass dieses Mädchen nicht mehr spielen sollte, dass ich mich intensiver mit der Musikermedizin und insbesondere mit der Wechselbeziehung von Multiband-Apparatur und Ansatz beschäftigte“, erzählt Dr. Tobias Schütte. Heute kommen Hobby-, Berufsmusiker und Musikstudenten gleichermaßen zu ihm in die Soester Praxis: Darunter sind Kinder und Jugendliche, die ihr Blasinstrument trotz fester Zahnspange weiterspielen und die von Dr. Schütte entwickelte Musikerzahnschutzschiene nutzen.

Andere Patienten haben konkrete Fragestellungen zu Ansatzschwierigkeiten nach Frontzahntrauma oder wollen in der Praxis einen digitalen „Status Quo“ ihres Gebisses aufnehmen und speichern lassen. „Für viele ist das eine gute Möglichkeit der Absicherung, falls sich der Ansatz einmal durch Trauma, Zahnverlust o.ä. ungewollt ändern sollte. Denn bereits kleinste Veränderungen im Bereich der Frontzähne können erhebliche Auswirkungen auf den Ansatz haben und so das Musizieren negativ beeinflussen – mit weitreichenden Folgen bis hin zur Berufsunfähigkeit bei Profimusikern. Nicht von ungefähr stufen Versicherer Musiker in die höchste Berufsunfähigkeitsrisikogruppe ein“, weiß Dr. Schütte.

Blasinstrumente: veränderte Zahnsituation beeinflusst den Ansatz u.U. erheblich

Forschungen im Bereich der Musikerzahnmedizin beschäftigen sich häufig mit dem komplexen Zusammenspiel von Lippen, Zähnen, Atmung und Ansatz – eine Wechselbeziehung zwischen Blasinstrumentenspiel und Zahnmedizin konnte bereits belegt werden. „Interessante Ergebnisse brachte auch eine Studie der Hochschule Hannover zutage: In vielen Fällen ist nämlich die spezifische Tonhöhe beim Trompetenspiel auch mit einem höheren Druck auf die Schneidezähne verbunden (s. Abb. 1, [1]). Daher sind mechanisch …


 

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Bildnachweis

Credit: Science Photo Library / Alamy Stock Photo

Literaturnachweise

[1] Borchers L, Gebert M, Jung T. Measurement of tooth displacement and mouthpiece forces during brass instrument playing. Med Eng Phys 1995; 17(8):567-70, doi: https://doi.org/10.1016/1350-4533(95)00006-9.

[2] Kula K, Cilingir HZ, Eckert G, Dagg J, Ghoneima A. The association of malocclusion and trumpet performance. Angle Orthod 2016; 86(1):108-114, doi: https://doi.org/10.2319/111214-812.1.

[3] Bergström J, Eliasson S. Alveolar bone height in professional musicians. Acta Odontol Scand 1986; 44(3):141-7, doi: https://doi.org/10.3109/00016358609026566.

[4] Gualtieri PA. May Johnny or Janie play the clarinet? The Eastman Study: a report on the orthodontic evaluations of college-level and professional musicians who play brass and woodwind instruments. Am J Orthod 1979; 76:260-76.