In aller (Sportler-)Munde: Sportperformance-Schienen

Wie der Schieneneinsatz die Leistung steigern kann

Dr. Aneta Pecanov-Schröder, Bonn und Kathrin Schuldt, Hamburg

Anders als in Amerika, wo sich die Sportzahnmedizin in den letzten Jahrzehnten fest etabliert hat und ein Zahnarzt selbstverständlich Teil des Teams ist, herrscht in Deutschland vielerorts noch Aufholbedarf. Aber die Fachdisziplin ist auf dem Vormarsch: „Insbesondere mit Blick auf die Funktionsdiagnostik sind wir den Kollegen in Amerika oftmals sogar einen Schritt voraus“, erklärt Dr. Johanna Herzog, Generalsekretärin der Deutschen Gesellschaft für Sportzahnmedizin (DGSZM) nicht ohne Stolz. Sie betreut Spitzensportler und weiß aus Erfahrung, wie sich Leistungsfähigkeit als auch Regeneration mit perfekt angepassten Zahnschienen optimieren lassen.

Man könnte meinen, dass ein Spitzensportler selbstverständlich sehr auf seine Gesundheit achtet. Tatsächlich belegen Studien Gegenteiliges, was einen großen Bedarf für die Rundumbetreuung von Sportlern offenlegt. So belasten viele ihre orale Gesundheit mit energiereichen Snacks und Drinks, was die Kariesentstehung befeuert. Auch parodontale Erkrankungen sind laut wissenschaftlichen Untersuchungen nicht selten. Schwelende Entzündungen belasten den Körper stark. So kann bereits ein Attachmentverlust von über 4 mm an nur einem betroffenen Zahn die Leistungsfähigkeit deutlich mindern. [6] Bei den Olympischen Spielen 2012 zeigte über die Hälfte von 300 untersuchten Teilnehmern Karies, 76 % wiesen eine Gingivitis, 15 % eine Parodontitis auf. [8] Auch Gallagher et al. untersuchten 352 Spitzensportler verschiedener Sportarten mit dem Ergebnis: 49,1 % hatten kariöse Zähne, 21,6 % eine Taschentiefe ≥ 4 mm und 32 % bemerkten negative Auswirkungen der Mundgesundheit auf ihre Leistung. [4]

(Mund-)Gesundheit und Leistung optimieren

Diese beeinträchtigenden Faktoren lassen sich mit einer sorgfältigen zahnmedizinischen Betreuung der Sportler vermeiden. Aber es ist noch viel mehr jenseits von zahnärztlicher Prävention und Traumaversorgung möglich! Momentan zeichnet sich ein interessanter Trend ab: So ermöglichen sogenannte Sportperformance-Schienen eine zusätzliche Optimierung der individuellen Leistung. Denn gerade bei Spitzensportlern entscheiden mitunter wenige Prozent mehr an Leistung über einen Platz auf dem Treppchen. „Mit dem Einsatz spezieller Schienen können Reaktionsfähigkeit und Koordination, Maximalkraft, Ausdauer, Beweglichkeit, Sauerstoffversorgung, Haltung und Stabilität nachweislich gesteigert werden. Auch die anschließende Regenerationsphase lässt sich effektiv unterstützen“, weiß Dr. Johanna Herzog, Generalsekretärin der 2012 gegründeten Deutschen Gesellschaft für Sportzahnmedizin (DGSZM) aus Erfahrung.

Bisher machten sich vor allem Einzelkämpfer für die zahnmedizinische Betreuung von Sportlern in Deutschland stark. Mit der Gründung der DGSZM vor einigen Jahren ist es nun möglich, sich auch in einem größeren Rahmen zu engagieren. Dr. Herzog: „Wir haben 20 Jahre Erfahrung mit der Betreuung von Spitzensportlern aus den Bereichen Eishockey, Tennis, Bobfahren, Rodeln, Nordische Kombination, Biathlon und Radfahren, aber auch von ambitionierten Breitensportlern. Im Laufe der Zeit wurde klar, dass man nicht nur im Traumafall helfen kann, sondern dass insbesondere die Prävention viel mehr Beachtung braucht. Dabei heißt `präventiv` nicht nur die Vermeidung von Verletzungen, sondern auch die Unterstützung bei der Ausführung der Sportart und nicht zuletzt auch bei der Regeneration. Das können wir über angepasste Mundschutze, entsprechende leistungsverbessernde Schienen für das aktive Training und Relaxationsschienen für die Nacht erreichen.“

Dieses Konzept entstand, „weil bei unserer Arbeit ein besonderer Fokus auf die Funktion, auf das Zusammenspiel zwischen Muskulatur und Gelenk in Verbindung mit den sog. absteigenden Ketten gelegt wird“, so Dr. Herzog. „Tatsächlich liegt bei vielen Sportlern aufgrund der Belastung und Anspannung auch eine craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) vor, was besondere Aufmerksamkeit erfordert. Forschungen berichten von einer deutlich höheren Prävalenz bei Profi- und Hochleistungssportlern (54,2 resp. 61,5 %) im Vergleich zu Nichtathleten.“ [2]

Wie funktioniert die
Sportperformance-Schiene?

Fehlbelastungen im Kiefer wirken sich erwiesenermaßen nicht nur auf die gesamte Haltung des Körpers aus, sondern auch auf die Bewegungsabläufe. Deshalb ist es wichtig, mit einer physiologischen Ausrichtung die Körperstabilität zu verbessern und den Körperschwerpunkt zu optimieren. Auch die Unterstützung der Muskelrelaxation ist wichtig. Hier kann das richtige Schienenkonzept Abhilfe schaffen. Inzwischen gibt es verschiedene Entwicklungen, unter anderem den ArmourBiteMouthguard, die MSP-Hochleistungsschiene oder die Dental Power Splint. Dr. Johanna Herzog und ihre Kollegen arbeiten mit der von DGSZM-Präsident Dr. Marcus Striegel und Dr. Florian Göttfert (DGSZM-Vizepräsident, beide Nürnberg) wegweisend entwickelten Sportperformance-Schiene, „die für jeden geeignet ist. Nur während einer kieferorthopädischen Therapie ist das Tragen der Schiene nicht empfehlenswert, weil die Zahnstellung sich verändert. Auf den Mundschutz beim Sport, zum Beispiel bei Kindern mit Zahnspange, sollte trotzdem nicht verzichtet werden.“


Sie möchten den kompletten Artikel lesen? Dann finden Sie hier den gesamten Beitrag zum PDF-Download. Sie können auch hier ein Abonnement für das KFO-Magazin ORTHOorofacial abschließen und sich die komplette Ausgabe 2 | 2021 sichern – und regelmäßig künftig alle Ausgaben.


Bildnachweis

Foto von Alexandr Podvalny von Pexels

Literaturhinweise finden Sie hier!