IOS: Von der Moldau an die Mosel

Internationaler Austausch, unkonventionelle Denkansätze, ein vertrautes Miteinander: Für all das steht das IOS, das International Orthodontic Symposium, das im vergangen Jahr 20. „Geburtstag“ feierte. Traditionell in Prag, wo eine atemberaubende Atmosphäre zum ersten Adventswochenende den einen oder anderen zum Verlängern des Fortbildungswochenendes einlud. Das kann (und wird sicher) nun auch in diesem Jahr passieren, wenn das IOS umzieht – von der Moldau an die Mosel, nach Kröv/Traben-Trarbach. Unter dem Motto „Orthodontics meets wine“ wird aus dem IOS Prague das IOS Moselle – erneut am ersten Adventswochenende.

 

International Orthodontic Symposium – 2022 noch in Prag, 2023 in Kröv/Traben-Trarbach

Zum – vorläufigen – Finale in Prag hatten sich Tagungspräsident Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Ralf J. Radlanski und Initiator Dr. Dr. h.c. Jan V. Raiman ein rasantes Tagungsmotto überlegt: „Digital workflow – effective or fancy?“ Zwölf Speaker aus sechs Nationen zeigten zwei Tage lang auf, dass beides zutrifft – und wie A mit B idealerweise vereinbar ist.

„Digital“ heißt nicht „voll automatisiert“

Schon während der Einführung ins Tagungsthema stellte Professor Radlsanki fest, dass zum Thema „Digitaler Workflow“ häufig Missverständnisse vorlägen: Digital heiße schließlich nicht vollautomatisiert“. Es bedürfe eines umfassenden Wissens um Funktion und Biomechanik, eine kieferorthopädische Behandlung durchzuführen – auch mithilfe der Künstlichen Intelligenz .

Dieses Credo zog sich auch durch die weiteren Vorträge – sich allein auf die KI zu verlassen, greife deutlich zu kurz und werde dem Anspruche einer qualitativ hochwertigen kieferorthopädischen Behandlung auch nicht gerecht. Dr. Simon Graf, der sich mit 3D-gedruckten Metallapparaturen „ohne limits?“ befasste, brachte jedoch noch einen weiteren Aspekt ein, wenn es um die Entscheidung für eine Digitale Praxis geht: Die Ressource Praxispersonal. Einerseits erlaube die Digitalisierung hier deutlich zeitliche Entlastung – was bei immer weniger zur Verfügung stehenden Fachkräften ein wichtiger Aspekt sein kann – andererseits vermittle die digitale KFO-Praxis auch ein modernes Image, das

Funktion und Ästhetik stellte Dr. Dr. Wolfgang Kater in den Fokus seines Vortrags, der den interdisziplinären Workflow bei der kieferorthopädisch-kieferchirurgischen Behandlung von Dysgnathie-Patienten beschrieb (und ja, auch hier unterstützt die Digitalisierung!). Hier ergänzte Dr. Josef Šebek aus Prag, der hier vor allem die 3D-visualisierte – gemeinsame – Behandlungsplanung in den Blick nahm. Die skelettale Verankerung besprach Prof. Dr. Benedict Wilmes, IOS-Mitinitiator Dr. Dr. h.c. Aladin Sabbagh unterstrich die Vorteile einer hybriden Behandlung (festsitzend und Aligner). Er plädierte für die Verwendung der SARA-Splints („manchmal sind die einfachsten Dinge auch die effektivsten“).

Für Dr. Esfandiar Modjahedpour stelle sich die Frage, ob der Digitale Workflow effektiv oder fancy sei, eher nicht. Er sei schlicht nötig. Er zeichnete die Entwicklung des Handys in den letzten 20 Jahren nach, stellte die der Scanner gegenüber. Der Weg sei enorm. Auch er plädierte jedoch dafür, sich auf kieferorthopädisches Know-how zu besinnen: „Beginnen Sie niemals eine Behandlung ohne eine fundierte und umfassende Diagnostik.“ Die sich zwar der KI bedienen dürfe, durch diese aber niemals ersetzt werden könne.

Mehr als nur Fachliches

Die Kiefergelenksbehandlung stand im Mittelpunkt des Vortrags von Dr. Veronica Ganchuk aus der Ukraine. „Wir müssen den Kompass der Occlussion verstehen“, das Zusammenspiel von Muskeln und Gelenk. Hierfür sei es unerlässlich, den Patienten „im Ganzen“ wahrzunehmen, sich für ihn zu interessieren und mit ihm zu sprechen – über „mehr als nur Zähne“. Das tat sie auch selbst: So beeindruckend ihr Fachvortrag war – noch beeindruckender war das Intro. Dr. Ganchuk praktiziert in Kiew, ihr Partner kämpft aktuell an der Front. Die Kieferorthopädin berichtete in beeindruckenden Bildern und berührenden Sätzen, wie die Menschen in Kiew versuchten, den Alltag aufrechtzuerhalten. Wie wichtig es für alle wäre, in die Praxis kommen zu können, einer geregelten Arbeit nachzugehen. „Wir sitzen hier in einem warmen , hellen Raum, in Sicherheit. Können Sie sich vorstellen, dass in der Ukraine in genau der gleichen Zeit alle 20 Sekunden ein Mensch stirbt oder schwer verletzt wird?“ Es ist vielleicht das Wesen des IOS, dass auch ein solcher Appel, ein solcher Vortrag Platz hat: Internationaler Austausch, unkonventionelle Denkansätze, ein vertrautes Miteinander.

All dies wird nun am ersten Dezemberwochenende in Traben-Trarbach ein neues Zuhause finden – und nochmal deutlich mehr Raum. Dr. Sachin Chhatwani startet bereits am 30. November mit einem Vorkongresskurs, es folgen zwei spannende Tage mit hochrenommierten Speakern aus der ganzen Welt, den Abschluss macht dann am 3. Dezember das „AO rising stars sympoium“. Ein Rahmenprogramm, das dem Motto „Orthodontics meets wine“ nachkommt, rundet ein vielversprechendes und spannendes Wochenende an der Mosel ab. Weitere Informationen und Anmeldung unter ios-moselle.com.