Konfektionierte Silikontrainingsgeräte

für eine kombiniert myofunktionell-kieferorthopädische Frühbehandlung – Teil 3

Dr. Andrea Freudenberg, Daniel Fuchs, Dr. Sabine Rhein, Carolin Adam, Jamila Pumm

(veröffentlicht in Ausgabe 3/2020)

Nachdem in Teil 1 dieser Artikelserie die unterschiedlichen kommerziell erhältlichen Trainer vorgestellt wurden, haben wir diese in Teil 2 nach vorher definierten kieferorthopädischen und myofunktionellen Kriterien ausgewertet. Im dritten Teil soll es nun um die praktische Anwendung dieser konfektionierten Trainingsgeräte gehen und damit um die Beschreibung unseres Behandlungskonzeptes mykie® = myofunktionelle Kieferorthopädie, denn aus unserer Sicht gehören MFT (myofunktionelle Therapie) und präventive Kieferorthopädie zusammen.
Warum haben wir mykie® entwickelt?

Folgende Gründe haben es für mich (Dr. Andrea Freudenberg, Gründerin des mykie®-Konzeptes) unmöglich gemacht, ausschließlich einen mechanistischen, kieferorthopädischen Behandlungsansatz weiter zu verfolgen:

  1. Zusammenhang von Form und FunktionWie schon in der Einführung in Teil 1 erläutert, ist der Zusammenhang zwischen Funktion und Form bzw. orofazialen Dysbalancen und Zahn- bzw. Kieferfehlstellungen unbestritten. Muskeln üben Kräfte auf die sie umgebenden Strukturen aus, d.h. konkret, dass Lippen-, Wangen- und Zungenmuskulatur die Form der Kieferkämme formen und damit die Stellung der Zähne beeinflussen 1. Eine MFT kann nur effektiv sein, wenn fehlgeleitetes Wachstum durch den Kieferorthopäden möglichst vor oder während einer myofunktionellen Therapie korrigiert wird (z.B. Reduktion der sagittalen Stufe, Erweiterung des Oberkiefers). Ein KFO-Ergebnis bleibt nur stabil, wenn ein neues Muskelgleichgewicht erreicht wurde. Form und Funktion bedingen sich eben gegenseitig.
  2. Literatur zu kieferorthopädischen Frühbehandlungen und zur MFTNicht nur kieferorthopädische Frühbehandlungen stehen immer wieder in der Kritik, da sie keinen ausreichenden medizinischen Nutzen bringen sollen2, sondern auch kieferorthopädische Behandlungen im Allgemeinen (Prüfungsergebnis des Bundesrechnungshofes von 2018). Als Reaktion auf das Statement des Bundesrechnungshofes veröffentlichte die DGKFO im Frühjahr 2018 ein Positionspapier, in welchem u.a. auf den präventiven Nutzen der Kieferorthopädie hingewiesen wird3. Zum Beispiel sinkt die Gefahr eines dentalen Traumas um das Zwei- bis Dreifache durch die Reduktion eines vergrößerten Overjets. In der letzten Stellungnahme der DGKFO von 2008 zur Diagnostik und Therapie orofazialer Dysfunktionen4 und in dem Buch „Kieferorthopädische Retention“ von Dankmar Ihlow und Ingrid Rudzki von 2018 werden orofaziale Dysfunktionen sogar als der entscheidende Faktor für einen langfristigen Therapieerfolg bekräftigt5. Auf diesen epigenetischen Einfluss wiesen Wolff und Moss schon 1870 bzw. 1968 hin6,7.
  3. BehandlungszeitpunktFehlfunktionen sollten so früh wie möglich therapiert werden – darin sind sich die meisten Therapeuten und Ärzte einig. Ein Funktionsmuster zu verändern, das sich viele Jahre etablieren durfte, ist ungleich schwieriger. Und was häufig nicht beachtet wird: Auch das Kieferproblem wächst mit und beeinflusst die Muskelfunktion negativ. Präventive Kieferorthopädie muss daher früh begonnen werden, bevor sich die myofunktionelle Fehlfunktion im gestörten Kieferwachstum manifestiert. In einer Studie von Grabowski & Stahl (2008) 

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