Kooperation und Interdisziplinäre Zusammenarbeit

Gelingende Kommunikation und fachübergreifend verknüpftes Miteinander, d.h. gelebte Interdisziplinarität, am Beispiel KfO/ZA und Logopädin ist im Kontext der funktionellen Zusammenarbeit ein zentrales Thema und eine große Herausforderung in der täglichen Praxis .

 

Von Dr. h.c. Susanne Codoni (Oberwil) und Nicole Kiefer (Brühl) 

 

» Zu einer Begegnung gehören zwei Personen und drei Aspekte: jede Person im Kontakt mit sich selbst und beide im Kontakt miteinander , « V. Satir.

 

Basis ist es, die gemeinsame Sprache zu suchen – finden – verstehen – sprechen. Die ersten 10 Sekunden einer Begegnung entscheiden darüber in einen guten gegenseitigen Kontakt zu kommen. Er wird dadurch bestimmt, ob ich die Augen, das ganze Gesicht, die ganze Person sehe. In der Kommunikation, verstanden als Zusammenspiel der Komponenten „Körpersprache“, „Stimme“ und „Verbales“, fällt ein wesentlicher Teil der Körpersprache zu. Über die prozentualen Anteile im Einzelnen gibt es unterschiedliche Erklärungsmodelle. Der nonverbale Anteil am kommunikativen Geschehen nimmt jedoch einen sehr hohen Stellenwert ein und ist ein nicht zu unterschätzender Faktor. In der interdisziplinären Zusammenarbeit ist es unerlässlich, strukturiert, gezielt, wertfrei und faktenorientiert vorzugehen und dabei sicherzustellen, dass alle beteiligten Personen (KFO, ZA, Eltern, Kind, Therapeut) respektvoll in den Prozessverlauf einbezogen sind.

Ein gehaltvolles, aussagekräftiges und zielorientiertes Gespräch zu führen und dabei klare Ergebnisse für alle Beteiligten zu erzielen, ist eine große Herausforderung. Diese Herausforderung zu meistern kann beschwerlich sein und hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Voraussetzung ist die Bereitschaft aller am aktuellen Prozess Beteiligten, sich mit ihrer eigenen Wahrnehmung auseinanderzusetzen.

„Wahrnehmung ist ein sehr individueller und subjektiver Prozess, da die Wahrnehmung auch von der Selbstwahrnehmung des beobachtenden Therapeuten/Arztes/Eltern abhängig ist. Eine zielführende Therapie gelingt nur in einer lebendigen zwischenmenschlichen Beziehung.“ (Kiefer). Zu einer Kommunikation im ganzheitlichen Sinn gehört, – sich dem Kommunikationspartner mit aller Aufmerksamkeit und mit allen Sinnen zuzuwenden, alle Ausdrucksweisen (verbal und nonverbal) des Gegenübers wahrzunehmen, aufzunehmen und zu erspüren, um dann letztendlich mit dem ganzen Selbst respektvoll und achtsam zu antworten. Bei sprachlichen Barrieren/eingeschränktem Sprachverständnis ist das Erkennen nonverbaler Signale sehr wichtig, sind es doch u.U. die einzigen Möglichkeiten, einen gemeinsamen Nenner zu finden. Der Körper mit seinem individuellen Muskeltonus, der Haltung und Bewegung ist dabei als das Echo für die Botschaft des anderen zu verstehen. Worte spielen in einer solch ganzheitlichen Kommunikation nicht die führende Rolle.

Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Zahnmedizinern/Kieferorthopäden und funktionell ausgebildeten Fachleuten pädagogisch-therapeutischer Disziplinen muss auch in der Übungsanleitung mit konkreten Aktivitäten und deren Ausführung im therapeutischen Setting versprachlicht, analysiert und reflektiert werden (Codoni, 2018, S. 27). Besondere Beachtung findet das konsequent durchgeführten Setting auf Basis der Gesprächsstrategien nach dem Modell des neurolinguistischen Programmierens und mündet in einer ziel- und lösungsorientierten Arbeit. Die einzelnen Schritte und Ziele werden klar festgelegt, und zwar derart, dass sie sicher erreichbar, überprüfbar und auswertbar sind – sowohl für das Kind und seine Angehörigen als auch für den Therapeuten, Ärzte. Dadurch können unnötige Zwischenschritte vermieden und Befindlichkeit und Compliance verbessert werden. Dieses transparente und klare Vorgehen wirkt sich auf die nachfolgenden, zielgerichteten Maßnahmen (z. B. eine logopädische, myofunktionelle, kieferorthopädische Behandlung), positiv aus.

Die einzelnen Schritte und Ziele werden klar festgelegt, zwischen den Disziplinen abgesprochen, und zwar in solcher Weise, dass sie sicher erreichbar, überprüfbar und auswertbar sind – sowohl für das Kind und seine Angehörigen als auch für den Therapeuten, den Arzt. Orofaziale Dysfunktionen haben in unterschiedlicher Ausprägung eine unmittelbare Auswirkung auf die Funktionen des gesamten Halte-Stützapparates, auf die Atmung, auf die Sprechfertigkeit, auf die Stimme und das physiologische Schlucken.

Orale Fehlfunktionen beeinflussen Sprechen, Atmung, Schlucken und Körperhaltung und den Zahnhalteapparat. Rehabilitation im Kiefer- und Gesichtsbereich ist eng verknüpft mit der äußeren Erscheinung des Patienten und seiner Identität. Sie verlangen nach fachübergreifender Diagnostik, einem Denken in (Muskel- und Faszien-) Ketten und Vernetzungen, in vielen Fällen nach einer maßgeschneiderten Reorganisation der gesamtkörperlichen Muskelfunktion.