Mobilarbeit in Arzt- und Zahnarztpraxen

 

Ein Gastbeitrag von Diana C. Bernardi, praximum, München

 

„Alle sagten, das geht nicht. Dann kam einer, der wusste das nicht, und hat’s einfach gemacht.“

Zurzeit entbrennt die öffentliche Diskussion zum Thema Homeoffice und Mobilarbeit – und der Verpflichtung von Arbeitgebern, diese Arbeitsmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen.
Mediziner sehen sich da meist per se ausgenommen. Weil – das geht ja nicht. Was soll denn an Praxisarbeit von zuhause erledigt werden können? Und dann noch diese Sache mit den ganzen gesetzlichen Vorgaben: Arbeitsschutz, DSGVO und abgesichertes Versicherungsgedöns. Denn dafür ist in der Tat der Arbeitgeber bei Homeoffice verantwortlich. Bei Mobilarbeit der Arbeitnehmer.

Angst und Misstrauen waren schon immer schlechte Ratgeber

Ich will jetzt keine Haarspalterei üben. Egal wie die Arbeit außerhalb der Praxisräumlichkeiten benannt ist – es ist MACH.BAR. In Zeiten von Fachkräftemangel und Mehrfachbelastung der ArbeitnehmerInnen durch Home-Schooling ist es wirklich mal an der Zeit, solche Arbeitsangebote auch dem Praxispersonal zu unterbreiten.

Haben Sie mal überlegt, wie viel Fachkräftepotential brach liegt? Weil im Erziehungsurlaub, weil Anfahrtswege zu lang sind, um in der Praxis zu arbeiten, weil in der Praxis keine ruhigen Ecken mehr vorhanden sind, in denen konzentriert und fokussiert gearbeitet werden kann. Gerade dieser Aspekt wird allzu oft unbeachtet gelassen – obwohl dieser Stress krank macht.

Ich liebe es pragmatisch. EINFACH.MACHEN ist einer meiner Slogans. Und deshalb erhalten Sie, liebe LeserInnen, hier eine Checkliste zur Umsetzung in Ihrer Praxis. Was ich Ihnen nicht mitgeben kann, ist das Vertrauen. Vertrauen in die Fähigkeit und die Produktivität Ihrer MitarbeiterInnen. Das ist das wichtigste Tool in der Digitalen Transformation, die eine ganz andere Art der Mitarbeiterführung benötigt.

Was sind die Voraussetzungen für Homeoffice/Mobilarbeit?

Die wichtigste Voraussetzung ist eine digitale Führung der Patientenakte. Mit allem Pipapo.

Ausführliche Dokumentation, Ablage von Fotos, externen Dokumenten, Röntgen, Abrechnung etc. Aber auch organisatorische Dokumentation, wie Materialverwaltung, QM, Termin- und Ressourcenmanagement, Rechnungswesen, Buchhaltung etc. Ich nenne das „Digitalisierte Arbeitsprozesse ohne Medienbrüche“. Ein Medienbruch entsteht, sobald ein digitaler Prozess durch einen analogen unterbrochen wird; das kann schon das simple Ausdrucken einer Vorlage sein, die händisch ausgefüllt wird, um sie dann wieder zu digitalisieren.

Digitalisierte Arbeitsprozesse sind einfach umzusetzen. Glauben Sie mir, ich weiß, wovon ich spreche. Und meist haben Sie alles dazu vor Ort.

Die zweitwichtigste Voraussetzung ist das Wissen zu den technischen Möglichkeiten heutzutage. Vor allem zu den kostengünstigen Varianten der Technik. Allzu oft wird die Unwissenheit von den Anbietern ausgenutzt. Und zack! Wieder eine Rechnung mit ein paar tausend Euronen auf dem Tisch.

Sich dieses Wissen anzueignen, ist kein Hexenwerk. Auch gibt es Leute, die das gerne tun und unterstützen.

Last, not least: Steigerung der Digitalkompetenz im Team.

Fazit

Haben Sie den Mut – und tun Sie es. Heben Sie Praxisarbeit auf ein neues Level. Auf ein zukunftsträchtiges Level. Gerade in der Kieferorthopädie gibt es tolle Möglichkeiten des modernen Monitorings, das gerade auch auf Ihre Zielgruppe anziehend wirkt. Das steigert die Compliance. Und somit auch Ihren Erfolg als Mediziner. Und Sie werden sich fragen, warum Sie es noch nicht viel früher getan haben.


Bildnachweis

Diana C. Bernardi

 


 

 

 

 

 

 

Diana C. Bernardi
„praximum“ Praxisberatung
@ Die Praxisnanny
München/Saarbrücken
www.praximum.com


 

Checkliste

 

✔ Achten Sie bei der Anschaffung von Software vermehrt auf cloudbasierte Produkte. Viele sind wirklich toll programmiert, auch DSGVO-konform. Sie sparen teure Home-Office-Arbeitsplatz-Lizenzen und teure Hardware.

✔ Richten Sie Ihren MitarbeiterInnen ein eigenes Notebook ein, welches diese dann für die Mobilarbeit nutzen. Mit gesicherten Anmeldeprozessen und einer Benutzerrechteverwaltung – wie sie EIGENTLICH auch in jeder Praxis vorhanden sein sollten. „Praxis“ oder der Name der Praxissoftware als Passwörter sind daher gleich als obsolet einzustufen!

✔ Um Extralizenzen für das Notebook zu sparen, kann über VPN gearbeitet werden. Dafür muss in der Praxis ein Rechner laufen, auf den dann eben von zuhause zugegriffen wird. Kostengünstig ein eigenes VPN einrichten über den Praxisrouter und den Router im Hause der MitarbeiterInnen. Dazu genügt in der Praxis eine eigene IP-Adresse. Oder nutzen Sie solche Tools wie TeamViewer oder AnyDesk.