Schlafapnoe bei Kindern und Jugendlichen

von Dr. Aneta Pecanov-Schröder, Bonn
Kathrin Schuldt, Hamburg

(veröffentlicht in Ausgabe 1|2021)


 
Etwa 16 bis 20 Prozent der Kinder in Deutschland schnarchen [3], ungefähr drei Prozent leiden unter einer obstruktiven Schlafapnoe (OSA) [7]. Dabei ist besonders für Kinder und Jugendliche ein erholsamer Schlaf ohne Weckreaktionen (Arousals) und einer Fragmentierung der Tiefschlafphase besonders wichtig, um ihre herausragende Lernfähigkeit beizubehalten. Da die Symptome meist diffizil sind und auch das Schnarchen deutlich leiser, wird eine OSA meist erst erkannt, wenn sich starke Symptome wie Verhaltensauffälligkeiten, kloßige Sprache, Nachtschweiß, morgendlicher Kopfschmerz oder Bluthochdruck manifestieren. Weitere Erkenntnisse zu Ursachen und Therapiemöglichkeiten bei Kindern und Jugendlichen erfahren wir im Gespräch mit dem zertifizierten Zahnärztlichen Schlafmediziner und Zahnarzt Maximilian Braun, MSc. Kieferorthopädie, aus Bonn.

 
Welche Rolle spielt die Schlafmedizin in Ihrer Praxisroutine?

Innerhalb der Praxis ist die Therapie der Schlafapnoe inzwischen eine feste Größe geworden: Ich kläre fast täglich Patienten in diesem Bereich auf oder therapiere sie. Durch die enge Zusammenarbeit mit Hals-Nasen-Ohrenärzten und Schlafmedizinern können wir sehr vielen Patienten inzwischen eine Therapieform anbieten, die interdisziplinär abgestimmt ist und auch sehr gut angenommen wird. Tatsächlich sind inzwischen auch immer häufiger Kinder und Jugendliche betroffen.

Unterscheiden sich heranwachsende Schlafapnoe-Patienten von erwachsenen Betroffenen?

Ja, hier gibt es deutliche Unterschiede. Das Zurückfallen des Unterkiefers und des Zungengrundes während des Schlafens führt bei Erwachsenen mit OSA zum teilweisen oder vollständigen Verschluss der oberen Atemwege. Bei ihnen trifft man eher auf eine Symptomtrias aus Tagesschläfrigkeit, fremdbeobachteten Atemaussetzern und Schnarchen. Bei Kindern sind die Symptome meist breiter gestreut und reichen von einem leichten Röcheln oder leisem Schnarchen in der Nacht bis hin zu Konzentrationsschwächen, Kopfschmerzen, Verhaltensauffälligkeiten, Lernabfall bis hin zur Entwicklung eines Cor pulmonale [8]. Wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge macht sich erst eine Verengung der oberen Atemwege von 70 bis 80 Prozent respiratorisch akut bemerkbar [10].

Im Kindesalter ist ein Hauptgrund für Schnarchen und OSA die Verlegung der oberen Atemwege. So weisen diese Kinder beispielsweise vergrößerte Tonsillae palatinae oder pharyngeae auf. Daher ist hier oft eine Mundatmung zu beobachten. Zudem haben Kinder im Vergleich zu Erwachsenen eine relativ große Zunge, eine sehr weiche Trachea und große Aryknorpel. Darüber hinaus verfügen Heranwachsende über eine physiologische Retrognathie des Unterkiefers. Diese Faktoren begünstigen eine Obstruktion im Bereich des Rachens zusätzlich. Allein dadurch, dass wir nachts auf dem Rücken liegen und der Muskeltonus absinkt, verkleinert sich das Lumen der Trachea, sodass gemäß des Hagen-Poiseuilleschen Gesetzes der Strömungswiderstand bereits um das Zwei- bis Fünffache ansteigt [4]. Eine Studie aus Hannover belegt, dass Schnarchen bei Kindern allgemein – mit oder ohne Hypoxie – ein erhöhtes Risiko für schlechte schulische Leistungen darstellt. Hier waren insgesamt 10 Prozent der 1144 untersuchten Kinder von regelmäßigem Schnarchen betroffen [11].

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Pixabay: Stine Moe Engelsrud