Spezielle Schienen für erholsamen Schlaf

Dr. Aneta Pecanov-Schröder, Bonn

Das Thema „Schnarchen“ betrifft viele und längst nicht nur Übergewichtige: Nahezu jeder Zweite ist laut Deutschem Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte e.V. betroffen [3], dabei beträgt das Verhältnis von Männern zu Frauen etwa 2:1, in höherem Alter 3:2 [5]. Um Patientinnen und Patienten in der Praxis unmittelbar helfen zu können, empfiehlt es sich, Therapieansätze zu kennen, die auch in der täglichen Routine anwender- und patientenfreundlich umgesetzt werden können. Dr. Oliver Hieber, Kieferorthopäde aus Eckernförde, führt im Gespräch mit der Autorin aus, was ihn an Respire-Protrusionsschienen, die er seit rund zwei Jahren auch im Eigengebrauch nutzt, überzeugt.

Auch wenn Schnarchen nicht automatisch für einen persönlich gesundheitsgefährdend ist, kann es den eigenen Schlaf und den des Partners stark beeinträchtigen. Hinzu kommt, dass es oft nicht nur ein eigenständiges Phänomen (einfaches, primäres Schnarchen), sondern Symptom einer schlafmedizinischen Erkrankung, zum Beispiel der obstruktiven Schlafapnoe, sein kann.

Risikophänomen Schnarchen und OSA

Gemeinsam mit erhöhter Tagesmüdigkeit ist Schnarchen DAS Leitsymptom der obstruktiven Schlafapnoe (OSA) und des obstruktiven Schlafapnoe-Syndroms (OSAS). Beim OSAS wird während des Schlafs das Schnarchen öfter als fünfmal pro Stunde von mehr als zehn Sekunden dauernden Atemaussetzern unterbrochen.

Einem Bericht der Fachzeitschrift „The Lancet“ aus dem Jahr 2019 zufolge haben weltweit mehr als 936 Millionen Menschen obstruktive Schlafapnoe; diese Zahl ist fast zehnmal höher als die Schätzung der Weltgesundheits-organisation aus dem Jahr 2007, die von rund 100 Millionen ausgegangen ist. Aktuelle Schätzungen für Europa gehen von einer Prävalenz des OSAS von 4 Prozent bei Männern und 2 Prozent bei Frauen aus [1]. Wegen kardiovaskulärer Folgekrankheiten (z. B. Hypertonie, Herzrhythmusstörungen, Schlaganfall) ist ein ausgeprägtes OSAS eine lebensverkürzende Krankheit und gehört in die Hände eines Facharztes.

Zahnärzten und Kieferorthopäden kommt eine wichtige Rolle zu, Symptom (Schnarchen) und Krankheit (OSA) zu erkennen, denn zu den typischen Befunden im Mund- und Rachenraum gehören ein tiefstehender Gaumen mit langer, breiter, ödematöser Uvula (Zäpfchen), eine große Zunge (Makroglossie), vergrößerte Rachenmandeln sowie ein offener Biss und Mundatmung. Die „Mallampati-Klassifikation (1 – 4)“ hilft, eine mögliche OSA zu identifizieren. Schätzungen zufolge sind 80 Prozent der an Schlafapnoe-Betroffenen nicht diagnostiziert [2]. Es eröffnet sich ein interdisziplinärer Ansatz für Zahnärzte und Kieferorthopäden, um zusammen mit Fachärzten wie Hals-, Nasen- und Ohren-Ärzten zusammen eine erfolgreiche Therapie zu induzieren.

Das Schnarchen entsteht durch eine Vibration der Weichteilstrukturen an Engstellen des oberen Atemweges. Zunge und Gaumenzäpfchen sind während der Atmungstätigkeit im Schlaf leicht angespannt, um ungehindert atmen zu können. Erschlafft die Rachenmuskulatur (Abnahme des Muskeltonus) und verengt die oberen Atemwege, muss stärker ein- und ausgeatmet werden, wodurch die Luft mit mehr Druck durch die Atemwege strömt. Gaumen, Zäpfchen und Zunge beginnen zu vibrieren und rufen das „Schnarchgeräusch“ hervor [6]. Ursprung der Schnarchgeräusche ist häufig der Weichgaumen, grundsätzlich jedoch können Schnarchgeräusche im gesamten Bereich des Pharynx und seltener auch des Larynx entstehen. Bei der OSA kommt es zum hochgradigen bis zum kompletten Verschluss (Obstruktion).

Protrusionsschienen – wirksam und anerkannt in der Schlafmedizin

„Schnarchen und leichte Schlafapnoe lassen sich mit intraoralen Behandlungsgeräten wie Unterkiefer-Protrusionsschienen erfolgreich therapieren“, hält der in Eckernförde seit 2005 niedergelassene Kieferorthopäde Dr. Oliver Hieber fest. Sie werden seit dem Jahr 1995 von der American Academy of Sleep Medicine (ASDA) zur Therapie des Schnarchens und des leichten, obstruktiv bedingten Schlafapnoesyndroms empfohlen und sind eine anerkannte Alternative in der Schlafmedizin zur Therapie mit Beatmungsmasken (CPAP, continuous postive airway pressure) geworden [4]. Zur Behandlung von obstruktiver Schlafapnoe ist die Unterkiefer-Protrusionsschiene künftig Bestandteil der vertragsärztlichen Versorgung. Allerdings müssen die Schienen durch einen Arzt verordnet und individuell zahntechnisch angefertigt werden [7].

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Bildnachweis

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Literaturliste

Dr. Oliver Hieber

Fachzahnarzt für Kieferorthopädie (2004), ist seit 2005 in eigener Praxis in Eckernförde niedergelassen.

Gemeinschaftspraxis für Kieferorthopädie
Dr. Oliver Hieber – Dr. Susann Bürger

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